Denkmal an die deutschen Interbrigadisten

des Spanischen Bürgerkriegs im Volkspark Friedrichshain

Illustrationen der geplanten künstlerischen Kommentierung, Probeaufstellung eines 1:1 Modells und Grundriss

Das Konzept

 

Ein ebenso altes und einfaches, wie effektives Mittel, um Menschen zum Verweilen und Betrachten einzuladen, ist: eine Sitzbank. Bislang gibt es im gesamten Bereich vor dem Denkmal keine Möglichkeit, sich zu setzen und zu verweilen. Interessierte Passanten, die es durchaus gibt, setzen sich auf die Mauer hinter der Anlage oder auf die vorgelagerte Steintreppe, mit dem Rücken zum Denkmal. Die neu geschaffene Bank lädt dagegen zum Verweilen und entspannten Betrachten vor der für Frontalsicht konzipierten Anlage ein. Verstärkt wird die einladende Wirkung durch eine neben der Bank installierte Laterne, die den Sitzplatz ab Einbruch der Dämmerung ansprechend beleuchtet.

 

Das gesamte Ensemble ist jedoch mehr, als es auf Anhieb zu erkennen gibt. Nähert sich ein Passant dem Denkmalsbereich, so ertönt aus Richtung der Bank ein kurzes akustisches Signal (der Anfang einer Melodie; angedacht: die ersten Töne von El Himno de Riego - der einstigen Nationalhymne der Spanischen Republik). Neugierig geworden nähert sich die Person der Sitzbank. Bei Erreichen setzt ein anderes akustisches Signal ein: ein Hörstück. Die Person nimmt Platz und beginnt zu lauschen: Zunächst werden Informationen über das Denkmal und dessen Widmung gegeben (vergleichbar einer Audioguide-Führung im Museum). Die Geschichte des Bürgerkriegs und der Internationalen Brigaden werden anhand der Einzelbilder auf dem Relief, das sich gut sichtbar in gerader Linie vor der Bank befindet, erzählt. Nach und nach beginnen sich - zunächst noch unmerklich, schließlich immer deutlicher - weitere Stimmen in das Hörstück einzuschalten (bildlich gesprochen - es nehmen weitere Personen neben einem auf der Bank Platz und beginnen zu berichten): Eine weibliche Stimme erzählt von der Rolle, die Frauen als Sanitäterinnen, politische Anführerinnen, aber auch als Soldatinnen in den Reihen der Brigadisten spielten. Eine andere Stimme gibt über ihre Motivation Auskunft, die sie nach Spanien führte. Kommunisten kommen zu Wort, genauso wie Sozialisten, Anarchisten, Christen, Künstler. Das Hörstück, das zunächst mit einem Monolog begann, verdichtet sich so nach und nach zu einer intensiven, multiperspektivischen Gesamterfahrung, die die Besucher_Innen in ihren Bann schlägt und sie ebenso neugierig macht, das Denkmal im Anschluss eigenständig genauer zu erkunden und sich selbst intensiver mit der Materie zu beschäftigen.

 

Bank mit Laterne

Probeaufstellung eines 1:1 Modells zur Verdeutlichung der Größenverhältnisse und des Abstands zur Denkmalanlage
Probeaufstellung eines 1:1 Modells zur Verdeutlichung der Größenverhältnisse und des Abstands zur Denkmalanlage

Mit Bank und Laterne werden zwei unauffällige Elemente in das Gesamtensemble des Denkmals eingefügt, die der direkten Umgebung, dem Park, entstammen könnten. Dabei handelt es sich nicht etwa um „ready mades“, um bloße Fertigteile. Vielmehr wurde die Idee zu einer Bank und Laterne und deren exakte Formgebung aus einer genauen Analyse des Kompositionsschemas der Denkmalanlage entwickelt. Die Bank orientiert sich in ihrer Längsausrichtung insbesondere an der horizontalen Mauer hinter dem Denkmal. Die Laterne greift die Form des Spanienkämpfers auf: Ihr Neigungswinkel entspricht dem Winkel zwischen Schwert und Körper (von hinterem Fuß bis vorderer Hand). Einerseits handelt es sich bei Bank und Laterne also um funktionale Gegenstände, die der individuellen Besucher_In einen Platz im Denkmal zuweisen. Andererseits sind sie unter künstlerischen Gesichtspunkten komponiert, um der Gesamtwirkung des Ensembles zu dienen. So bilden sie von vorne gesehen zusammen mit der Gedenktafel in der Mitte und der Figur rechts eine aufwärts (nach oben, vorne = optimistisch in die Zukunft) strebende Diagonale.

Sound und Technologie

Die akustischen Signale werden durch zwei Infrarot-Bewegungsmelder ausgelöst und über eine eigens entwickelte Elektronik gesteuert. Hierdurch können Fehlfunktionen ausgeschlossen werden. Die Sensoren reagieren nicht auf Gegenstände oder Tiere, nur auf Menschen. Die Richtung/Reichweite, in der sie reagieren, ist genau festgelegt. Eine Lautstärkenregulierung/ Zeittaktung garantiert, dass die akustischen Signale nur dosiert ausgelöst werden und Nachbarn in der weiteren Umgebung sich nicht gestört fühlen. Alle technischen Komponenten sind extrem kälte-/hitzeunempfindlich und langlebig. Sollte einmal ein Defekt eintreten, so sind sie einfach und kostengünstig auszutauschen. Die Stromzufuhr erfolgt über ein in einigen Metern Entfernung montiertes Solarmodul. Dies spart Unterhaltskosten. Auf Wunsch kann es mit einem Schutzgitter gegen Vandalismus versehen werden. Auch möglich ist die Aufstellung einer kleinen Infotafel im weiteren Denkmalsbereich, die über die Soundinstallation und deren Anlass informiert.

 

Dr. Benno Hinkes

 

Weitere Informationen zum Hörstück finden Sie unter:

 

www.benno-hinkes.de